Designwerk stellt ersten Schwerlaster mit 1.000-kWh-Akku vor

2022-12-02 18:02:03 By : Ms. Lillian Chu

Die erste Sattelzugmaschine mit einem 1.000-kWh-Akku präsentiert die Schweizer Firma Designwerk. Von den nominal 1.017 kWh sind allerdings nur 85 Prozent (also 864 kWh) nutzbar. Der Rest wird zugunsten der Batterie-Lebensdauer nicht freigegeben. Mit einem 40-Tonnen-Auflieger bei voller Beladung soll die Reichweite 576 Kilometer betragen. Bei geringerer Beladung und günstigem Streckenprofil sollen bis zu 640 Kilometer möglich sein.

Der 40-Tonner hat eine Antriebsleistung von 500 Kilowatt und besitzt ein von Designwerk selbst entwickeltes Ein-Gang-Getriebe. Das Fahrzeug basiert auf dem Volvo FH. Auch die schwedische Marke selbst bietet Elektroversionen des Fernverkehrs-Lasters an. Dabei werden aber nur Akkus bis 540 kWh offeriert.

Die Designwerk-Version gibt es als Mid und High Cab 6x2T. Dabei bedeutet 6x2, dass die Zugmaschine drei Achsen hat, wovon eine angetrieben wird. Die ersten Exemplare sollen Ende 2023 in der Schweiz auf den Straßen sein.

Die Batterien wiegen dabei über 5,6 Tonnen. Sie sind hinter der Kabine positioniert. Links und rechts auf Höhe der Räder hängt je ein Batteriepaket zwischen der ersten und der zweiten Achse. Ein weiterer Teil befindet sich direkt hinter der Kabine in vertikaler Orientierung, wie aus den Bildern auf der Designwerk-Website hervorgeht. Dadurch verlängert sich das Chassis um einen Meter. Daher eignet sich das Fahrzeug insbesondere für den Einsatz in der Schweiz und den skandinavischen Ländern, während zum Beispiel in Deutschland eine Verlängerung aufgrund der Vorschriften nicht so einfach möglich ist.

Aufgeladen wird das Fahrzeug mit 350 kW. Damit sollen sich die Batterien in etwa 100 Minuten auf 80 Prozent bringen lassen, an einer 150-kW-Säule soll das gleiche vier Stunden dauern. Die Batterien haben eine NMC-Chemie, das heißt, an der Kathode werden Nickel, Mangan und Cobalt verwendet. Sie sollen sich durch ihre modulare Bauweise und eine im Vergleich zum Wettbewerb hohe volumenbezogene Energiedichte auszeichnen. Designwerk setzt sie in unterschiedlichsten Nutzfahrzeugen ein.

"Bei den großen Batteriekapazitäten tritt die Energieeffizienz von Elektro-LKW noch deutlicher zu Tage. In diesem Fall verbraucht das elektrifizierte Fahrzeug 52 Prozent weniger Energie als das Diesel-Fahrzeug," sagt Designwerk-Gründer und Geschäftsleitungsmitglied Tobias Wülser. Neben den geringeren Kosten spreche auch die CO2-Einsparung für den Elektro-Laster: Bei einer Laufleistung von 120.000 Kilometern im Jahr würden beim Schweizer Strommix 74 Prozent über die gesamte Lebensdauer des Fahrzeugs eingespart.

Designwerk ist ein 2008 gegründeter Spezialist für die Elektromobilität. Das Unternehmen agiert als Entwicklungs- und Produktionsbetrieb. Es war unter anderem an der Entwicklung einer elektrischen Neuauflage der BMW Isetta beteiligt, die in das Microlino-Projekt mündete, heißt es auf der Website. Außerdem war Designwerk an der Entwicklung des Postzustellfahrzeugs DXP beteiligt, das von der Firma Kyburz produziert und vertrieben wird. 

Seit 2021 ist die Volvo Group an der Designwerk Group beteiligt. 2022 wurden die Marken Batteriewerk, MDC und Futuricum unter der Marke Designwerk gebündelt. Neben Elektro-Lastern werden mobile und stationäre Schnellladegeräte sowie modulare Hochvolt-Batteriesysteme für Elektrofahrzeuge entwickelt und gefertigt. Ein Elektro-Laster von Futuricum hatte 2021 über 1.000 km ohne Aufladen geschafft. Auch dieser Sattelzug basierte auf dem Volvo FH, es handelte sich aber um ein kleineres Fahrzeug mit kleinerer Batterie (19-Tonner mit 680 kWh).

Auf der Website von Designwerk finden sich Elektro-Laster mit unterschiedlichen Kabinenformen, als Fahrgestell und als Sattelzugmaschine und mit verschiedenen Batteriegrößen. Die Sattelzugmaschine in der High-Cab-Version gibt es mit 375, 450, 500, 750, 900 und 1.000 kWh.